Das Alkoholproblem braucht intelligente Lösungen

Das Alkoholverbot um den Bahnhof Floridsdorf ist wahlkampfbedingte Symbolpolitik, die dieses soziale Problem nicht löst. Anstatt ihm an die Wurzeln zu gehen, wird es lediglich an andere Orte verlagert.

Das geplante Alkoholverbot am Franz-Jonas-Platz sorgt für heftige Diskussionen. Expert:innen kritisieren die Maßnahme als reine Symbolpolitik, die soziale Probleme nicht löst, sondern lediglich an andere Orte verlagert.
Das Alkoholverbot trifft vor allem sozial benachteiligte Menschen. Wer sich ein Achterl Wein am Marktstand, im Schanigarten oder am Stehbuffet leisten kann, darf weiter trinken – wer auf der Parkbank sitzt, wird verdrängt
Posting des Bezirksvorstehers: Beim jährlichen Event „Stehbuffet leersaufen“ am Franz Jonas-Platz führte der Bezirksvorsteher noch den Bieranstich durch. Jetzt propagiert er das Alkoholverbot.

Alkoholkrankheit ist eine schwere Last, sowohl für die Betroffenen als auch für die Gesellschaft. Dafür gibt es keine einfachen Lösungen!

Für eine nachhaltige Lösung braucht es Sozialarbeit

Um das Problem in den Griff zu bekommen, braucht es nicht nur die Exekutive, sondern insbesondere auch eine ganze Reihe von unterschiedlichen sozialarbeiterischen Maßnahmen. Dazu gehören auch Räume und Plätze, wo sich die betroffenen Menschen aufhalten können und es auch wollen.

Gleichzeitig muss auch immer darauf geachtet werden, was für die Umgebung zumutbar ist. Jahrzehntelang konnte man sich darauf verlassen, dass die Wiener Sozialpolitik dieses Problem an den unteren Rändern unserer Gesellschaft mit gezielter Sozialarbeit in den Griff zu bekommen suchte.

Der Franz Jonas-Platz hat mehrere Defizite

Am Franz-Jonas-Platz kommt zum Alkoholproblem aber auch noch die unattraktive Platzgestaltung aus dem vorigen Jahrhundert sowie das Taubenproblem mit seinen Verschmutzungen. Weiters haben wir hier die Weihnachts- und Ostermärkte, bei denen es auch ein massives Alkoholproblem gibt. Diese sind aber vom aktuellen Verbot ausgenommen – Wirtschaftsinteressen lassen grüßen!

Und dann gibt es hier auch noch das jährliche „Stehbuffet leersaufen“ – ein lustiger, aber natürlich auch nicht alkoholfreier Event, bei dem sich der Bezirksvorsteher, der jetzt das Alkoholverbot propagiert, für den Bieranstich hergab.

Übereilte Wahlkampf-Aktion statt echter Lösung?

All diese Probleme zusammen sind sehr komplex und verlangen daher vielschichtige und intelligente Lösungen, die im anlaufenden Wahlkampf wohl nicht zu finden sind „Wahlkampf ist die Zeit der fokussierten Unintelligenz“, stellte einst der frühere Wiener Bürgermeister Michael Häupl fest.

Doch leider ließ sich Bürgermeister Ludwig wahlkampfbedingt wieder zu einer simplen Law and Order – Aktion am Franz-Jonas-Platz hinreißen. Dabei zeigte bereits der Praterstern, dass das Alkoholverbot nicht zu einer Lösung des Problems, sondern hauptsächlich zu einer Verdrängung an andere Orte führte, unter anderem auch nach Floridsdorf.

Einige Wochen lang wird man sich dann wieder hinstellen und behaupten, ein Problem gelöst zu haben, während sich genau dieses Problem andernorts wieder zu einem neuerlichen großen Ärgernis formiert. Die Alkoholkranken werden sich wohl nicht in Luft auflösen, sondern ausweichen!

Könnte es sein, dass hier gar nicht wirklich um die Lösung des Problems geht? Oder kurz gesagt: Es ist Wahlkampf!