Boden schützen – westliches Donaufeld erhalten

An die hundert Teilnehmer:innen strömten am 20. März abends ins Gasthaus Birner An der oberen Alten Donau zu unserer Veranstaltung – wir sind überwältigt vom Riesen-Interesse am Thema!

Das große Publikumsandrang zeigt, wie wichtig vielen Menschen die Zukunft des Donaufelds ist.
Prof. Dr. DI Gernot Stöglehner, Departmentleiter vom Institut für Raumplanung an der BOKU und Dr.in Margit Spacek, Zoologin und Sprecherin der Initiative Freies Donaufeld informierten fachkundig zum Thema Bodenschutz & Donaufeld.
Der große Verastaltungsraum im Gasthaus Birner war bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch der Raum um die Ecke war noch voll besetzt.
Die beiden Organisator:innen mit den Referent:innen freuen sich über das große Interesse an der Veranstaltung und über den immer stärker werdenden Rückhalt aus der Bevölkerung bem Thema Bodenschutz.

Am Podium saßen Prof. Dr. DI Gernot Stöglehner, Departmentleiter vom Institut für Raumplanung an der BOKU sowie Dr.in Margit Spacek, Zoologin und Sprecherin der Initiative Freies Donaufeld. Unsere Bezirksrätin und stellvertretende Klubobfrau Gerda Daniel führte durch den Abend und stellte die entscheidenden Fragen.

Netto Null Bodenverbrauch als Ziel

Gernot Stöglehner beschäftigt sich mit zukunftsfähiger Raumplanung und ist Autor des Buches „Rettet die Böden“. Er brachte sehr anschauliche Beispiele: Durch den enormen Bodenverbrauch von derzeit 12,5 ha pro Tag in Österreich wurden in den letzten 25 Jahren 1.200 Quadratkilometer verbaut – das entspricht einer Fläche von 6 mal Wien oder der ganzen Ackerfläche der Steiermark.

Für unsere Ernährungssicherheit in Österreich brauchen wir 2,6 Mio ha Acker- und Grünland – derzeit haben wir noch 2,7 Mio ha. Studien belegen, dass wir in Zukunft 20 % Ertragseinbußen durch den Klimawandel haben werden.

Demnach plädiert Prof. Stöglehner für das Ziel „Netto Null Bodenverbrauch“, d.h. wenn eine neue Fläche für Bauen gewidmet wird, muss im entsprechenden Ausmaß eine andere Baulandfläche rückgewidmet werden. Die Bodenqualität ist unbedingt als wichtiges Beurteilungskriterium bei Widmungsentscheidungen heranzuziehen.
Die Bedarfsfrage ist vom Boden aus zu stellen: wieviel Boden brauchen wir für unsere Ernährungssouveränität, für Biodiversität und für Bioökonomie? Wie hoch ist der Bodenbedarf, der aus der Klimakrise entsteht? Die bestehende Infrastruktur ist ausreichend, wir müssen sie nur effizient nutzen.

17.000 Unterschriften der Initiative Freies Donaufeld

Die Sprecherin der überparteilichen Bürgerinitiative Freies Donaufeld, Margit Spacek, stellt die Ziele vor: den Erhalt des gesamten westlichen Donaufelds als vielfältigen Erholungs- und landwirtschaftlichen Produktionsraum sowie das Bauen auf Brown Fields statt auf der grünen Wiese.

Laut einer Erhebung der Grünen gibt es in Floridsdorf ca. 130 ha an versiegelten Flächen wie Parkplätzen und Gewerbeflächen die grundsätzlich für Wohnbau genutzt werden könnten.

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Erhebung in Floridsdorf

Grünraum bewahren, Gewerbeparks überbauen

Mehr als 17.000 Unterschriften wurden bereits für den Erhalt des Donaufeldes gesammelt. Als Zoologin ist ihr vor allem die Artenvielfalt ein Anliegen: streng geschützte Tierarten wie die Wechselkröte und der Neuntöter leben in diesem Bereich.
www.freiesdonaufeld.at

Wertvoller Boden im Donaufeld

Der Schwemmlandboden im Donaufeld ist „Grauer Auboden“ und dieser
ist so unfassbar fruchtbar und humusreich, dass Kohlrabi, Radieschen & Co praktisch von alleine sprießen, wie Grünen-Aktivistin Kornelia Zipper eindringlich und sehr anschaulich betonte. Auf der digitalen Bodenkarte kann die Bonität aller Böden in Österreich eingesehen werden – ein Blick darauf zahlt sich aus!

Gemeinderätin Heidi Sequenz berichtete über den Antrag 2023, das Donaufeld in den aktuellen Agrarstrukturellen Entwicklungsplan als schützenswerte Agrarfläche aufzunehmen. Das würde die hochfruchtbaren Böden im Donaufeld vor Verbauung bewahren und für Gemüsebau sichern.

Unser langjähriger ehemaliger Bezirksrat Gerhard Jordan erläuterte die Widmungs-Geschichte des Donaufelds und wies anhand eines Planes auf die unterschiedlichen Teilbereiche des Stadtentwicklungsgebiets hin: die mit Bausperre versehenen Agrarflächen im westlichen Donaufeld – diese könnten bei entsprechendem politischen Willen erhalten werden! -, der zentrale Grünzug in der Mitte, sowie die bereits gewidmeten Teile im östlichen Donaufeld („Quartier An der Schanze“), auf denen bereits die Baukräne stehen. Dass der rund 14 Hektar große Grünzug Teil der Widmung im Dezember 2017 war, wurde dank intensiver Verhandlungen der Grünen durchgesetzt. Nähere Infos dazu gibt es demnächst auf unserer Homepage nachzulesen.

Allgemeiner Wunsch nach Schutz des westlichen Donaufelds

Die regen Diskussionsbeiträge und Fragen der Teilnehmer:innen betrafen v.a. die Möglichkeiten einer Leerstandsabgabe und die Schwierigkeiten einer Leerstandserhebung, die erwünschte stärkere Zugänglichkeit des Donaufelds, den Handlungsspielraum des Bezirksvorstehers sowie die Pläne der Stadtregierung.

Fazit: es braucht politischen Willen sowie politisches Handeln und vielmehr noch das Bewusstsein und den Druck aus der Bevölkerung, um unsere Böden im Allgemeinen und das westliche Donaufeld im Speziellen zu schützen. Wir freuen uns, dass mit dieser Veranstaltung ein wichtiger Schritt in Richtung Sensibilisierung für den Wert und den Erhalt von Boden für Ernährungssicherheit, Hitzeprävention, Artenvielfalt, Erholung und Wasserabsorption gelungen ist. Das westliche Donaufeld kann gerettet werden, wenn wir uns alle gemeinsam dafür einsetzen!

Gerda Daniel & Kornelia Zipper