Gehsteigparken ist Out

Immer mehr Menschen halten einen ausreichenden Platz für Fußgänger:innen für wichtiger als einen Kfz-Stellplatz vor der Haustüre. Die Rückholung der Gehsteige kann beginnen!

Das aktuell verordnete Gehsteigparken in der Brehmgasse in Simmering vor einem Kindergarten löste einen Proteststurm aus. Unsere Gemeinderätin Heidi Sequenz demonstriert die Situation vor Ort.
Zitat aus Wiens größter Frauenbefragung „Wien, wie sie will“, bei der 15.500 Wiener:innen mitgemacht haben. Eine häufige Forderung war „Mehr Platz für Fußgänger:innen“. Jetzt müssen die Ergebnisse nur noch umgesetzt werden.
Seit dem Parpickerl sind viele Parplätze leer, wie etwa beim Marie Schuller-Park. Es wird Zeit, hier das Gehsteigparken aufzuheben.

Beim Gehsteigparken zeichnet sich eine Trendwende ab: Was in Floridsdorf jahrelang gängige Praxis war, sorgt bei aktuellen Umsetzungen für Empörung. Das Rätselraten bei jenen Bezirks-Verantwortlichen, die diese Entwicklung verschlafen haben. ist groß. Dabei müsste man nur Wiens größte Frauenbefragung lesen um festzustellen, dass vor allem den Frauen breite Gehsteige wesentlich wichtiger sind als ein Stellplatz fürs Auto.

Jede:r kennt die Bilder aus der Brehmstraße in Simmering. Ein Gehsteig vor einem Kindergarten wird gesperrt, um mehr Platz für stehende Fahrzeuge, besser Stehzeuge genannt, zu schaffen. Diese Entwicklung der „verschwundenen Gehsteige“, die schleichend in viele Gassen und Straße in Floridsdorf schon seit Jahren umgesetzt wurde, sorgt aktuell in Simmering für großes Aufsehen und Widerstand.

Wer ist wichtiger: Fußgänger:in oder Auto?

Aber warum gibt es Gehsteigparken? Sollten die Straßen nicht an die jeweiligen Verkehrsarten angepasst sein? Ja, die meisten Gassen sind an den Auto angepasst, an das Auto aus den 1980igern. Während Handys, Computer oder Bildschirme kleiner und kompakter wurden, nahmen PKWs den gegenteiligen Weg: Sie wurden immer größer in einer im Straßenraum nicht wachsender Stadt. Zwangsläufig wurde der Platz für das Auto auf der Fahrbahn und Parkspur zu eng. Statt eines Größen-Management für KFZ wurde der Raum für Fußgeher:innen beschnitten, um immer größer werdende Fahrzeuge im öffentlichen Raum abstellen zu können. Bekannte Beispiele in Floridsdorf sind die Nordmanngasse, Schwemmäckergasse und Bahnsteggasse.

Wozu Gehsteig?

Ein extremes Negativbeispiel ist der Marie-Schuller-Park. Die Hälfte der Gehsteige um den Park wurden für Zufußgehende gesperrt und vollkommen den Autos überlassen. Gerade um einen Grätzlpark mit einem viel frequentierten Spielplatz ist das Verstellen der Gehsteige das falsche Signal für die Zukunft der Kinder.

Parkpickerl als Anlass

In Floridsdorf wurde die Parkraumbewirtschaftung vor einem Jahr eingeführt. Dabei wurde angefangen illegal parkende Autos zu Strafen, da durch das Parkpickerl auch mehr Parksheriffs gekommen sind. Hierzu wurden viele illegale Parkplätze mit Markierungen und Ausschilderungen legalisiert, meistens auf Kosten von Natur und Fußgeher:innen. Am prominentesten sind die Stellplätze am Bruckhaufen auf dem die Grünflächen am Straßenrand zugestellt sind. Dies reduziert die Klimaresilienz, da durch die tonnenschweren Fahrzeuge wird der Boden verdichtet und kann dadurch seine natürliche Funktion als Schwamm zur Wasseraufnahme nicht erfüllen. Das kann bei Starkregenereignissen zu überlasteten Kanälen und überfluteten Kellern führen.

Vorreiter im Klimaschutz sein

Das Parkpickerl bringt aber auch Chancen. Durch den Wegfall der Pendler:innenautos wurde viel Fläche frei und kann für eine gerechte Verteilung des öffentlichen Raumes verwendet werden. Es müssen Gehwege auf mind. 2 m verbreitert werden, Radwege auf allen Hauptverkehrsachsen geschaffen werden und es müssen mehr Grünflächen im dicht verbauten Gebiet erstehen, um Floridsdorf resilient gegen den Klimawandel zu machen. Schaffen wir einen fairen und gerechten öffentlichen Raum für die Zukunft, für unsere Kinder!