Schützenswertes Jedlesee

Wir Floridsdorfer Grüne setzen uns in der Bezirksvertretung für eine Erweiterung der Schutzzone Jedlesee ein. Was auch viele Bezirksbewohner:innen nicht wissen: der Bereich westlich der Prager Straße ist bauhistorisch äußerst interessant.

Zwischen der Wenhartgasse und Jeneweingasse im Norden und der Galvanigasse bzw, dem Bezirksmuseum im ehemaligen Mautnerschlössel im Süden wurden viele spätgründerzeitliche Wohnbauten errichtet, von denen viele bis heute gut erhalten sind! Viele Bewohner:innen des Grätzels wünschen sich, dass dem an manchen Stellen zu beklagenden Kahlschlag durch gesichtslose Neubauten Einhalt geboten wird.

Beliebte Jedleseer Grätzlspaziergänge

Gerhard Jordan, Historiker und Kunsthistoriker und bis 2020 Grüner Bezirksrat in Floridsdorf, hat bereits einige seiner beliebten Grätzelspaziergänge hier geführt. Die Besonderheit der in dem nach 1900 für den Wohnbau erschlossenen Gebiet westlich der Prager Straße ist der spätgründerzeitliche Stil und der sogenannte Baumeisterjugendstil, der typisch ist für die Gebiete nördlich der Donau. Die Gründerzeitviertel südlich der Donau, in zentrumsnahen Lagen und Gürtelnähe sind großteils früher entstanden. Die Bauten in Jedlesee unterscheiden sich stilistisch deutlich. Namhafte Baumeister und Architekten lassen sich heute noch anhand dieser stilistischen Merkmale identifizieren. So weiß man von einigen Wohnbauten, dass Sie von Karl Amlacher und Hans Sauer geplant wurden, die vor dem Ersten Weltkrieg für das Stift Klosterneuburg tätig waren. Die heutige Franz-Jonas-Europaschule zwischen Deublergasse und O’Brien-Gasse wurde 1898/99 nach Plänen von den Gebrüdern Anton und Josef Drexler errichtet, den Architekten des Amtshauses Am Spitz. Bekannt ist auch der Architekt Franz Aubrecht, dem ein Haus in der Peter-Kaiser-Gasse zugeschrieben wird – sowie das mittlerweile abgerissene Hotel Karolinenhof in der Jedleseer Straße.

gründerzeitliches Ensemble

Wir wollen in den nächsten Wochen einige besonders interessante Ecken in Jedlesee beleuchten, die sicher Wert wären unter Schutz gestellt zu werden. Vielleicht können wir ja den/die eine oder andere/n Leser/in motivieren, sich diese Bezirksteile in Natura bei einem kleinen Spaziergang anzuschauen. Wir fangen heute an mit dem südöstlichen Abschnitt der Peter-Kaiser-Gasse. Die Hausnummern 21 bis 27 auf der nördlichen Seite und die Hausnummern 18 und 20 auf der südlichen Seite bilden ein geschlossenes Ensemble von Spätgründerzeitbauten. Die Hausnummer 21 hat in den letzten Jahren einen Dachgeschoßausbau erfahren, den man stilistisch diskussionswürdig finden darf. Aber der gesamte Bestand ist sehr gut erhalten, auch der klar abgegrenzte Bereich unter dem Dachgeschoß der Hausnummer 21 weist alle Stuck- und Dekorationselemente im Original auf. Lediglich bei der Hausnummer 18 fehlen Teile der Festereinrahmungen. Das geschlossene Ensemble vermittelt auch deshalb sehr eindrücklich die gründerzeitliche Situation, weil im Blick nach Süden der Städtischer Kindergarten und Hort in der Bunsengasse 8 sichtbar ist. Der Kindergarten wurde 1910/11 nach Plänen von Adolf Stöckl errichtet, steht unter Denkmalschutz und ist ebenfalls sehr gut erhalten!

Denkmalgeschützter Kindergarten

In der Fortsetzung des geschlossenen Gründerzeitensembles der Peter-Kaiser-Gasse befindet sich in der Bunsengasse, gegenüber vom denkmalgeschützten Kindergarten, ebenfalls ein geschlossenes, gut erhaltenes Ensemble, das sich von der Hausnummer 15 bis zur Hausnummer 5, erstreckt. Diese mit allen Dekorationselementen und Fassadenschmuck sehr gut erhaltene Zeile erstreckt sich über zwei Baublöcke und trägt ganz entscheidend zum Charakter des Straßenraumes und des Grätzels rund um das denkmalgeschützte Kindergartengebäude bei!