Kinder wollen Radeln

Kinder wollen sich bewegen und selbständig im Straßenverkehr zurechtfinden. Ihre Eltern wollen, dass sie dabei sicher sind. Das ist unsere Nachlese zur Radl-Matinee vom 7.9.2024 in Floridsdorf.

Die Teilnehmer:innen unserer Radl-Matinee teilten ihre Erfahrungen und Anliegen mit.
Die Referent:innen Andrea Blacher (Bicibus Brioschiweg), Ines Ingerle (Radfahrschule „Schulterblick“), Philipp Schober (Radlobby Wien) und Gemeinderätin Heidi Sequenz (Mobilitätssprecherin der Grünen Wien)
Für alle großen und kleinen Gäste gab es eine Fahrradklingel als Geschenk.
Die Teilnehmer:innen bei einer anschaulichen Übung über die Bedürfnisse beim Radfahren.

Kinder wollen radeln!

Ja, Kinder wollen radeln, sich bewegen und vorankommen. Sie wollen lernen, sich mit dem Rad selbstständig im Straßenverkehr zurechtzufinden. Und ihre Eltern wollen, dass sie dabei sicher sind.

Bei unserere Radlmatinee am 7. September präsentierten vier Expert:innen den Status Quo, sowie innovative Ideen aus Wien und bahnbrechende Maßnahmen aus anderen Ländern. Im Anschluss daran äußerten Eltern und Lehrende ihre Erfahrungen und Anliegen für Floridsdorf und Umgebung.

Floridsdorf wurde vor kurzem als familienfreundlicher Bezirk zertifiziert. Beim sicheren Radeln für Kinder gibt es allerdings noch einiges zu tun. Dafür setzen wir Floridsdorfer Grüne uns in der Bezirksvertretung Floridsdorf ein.

Das sagen unsere Referent:innen:

  • Heidi Sequenz, Gemeinderätin und Grüne Mobilitätssprecherin
    „Ein Radweg muss so gestaltet sein, dass sich sowohl ein 80jähriger als auch Kinder darauf wohl fühlen.“

    Als AHS-Lehrerin für Sport hat Heidi Sequenz einen erschreckenden Rückgang der Gesundheit und Sportlichkeit der Kinder und Jugendlichen festgestellt. Jede gesunde Form der Mobilität muss daher gefördert werden. Ein sicherer Schulweg wäre der wichtigste erste Schritt, mit autofreien Schulvorplätzen oder Schulstraßen. Wie das gehen kann, hat Paris vorgezeigt.

    In Wien gehören nach wie vor 63% aller Verkehrsflächen dem Autoverkehr, obwohl nur 26% der Wiener Bevölkerung mit dem Auto mobil ist. 74% der Wiener:innen sind nachhaltig mit Öffis, dem Rad oder zu Fuß unterwegs. Da braucht es mehr Verteilungsgerechtigkeit, um umweltbewusstes Mobilitätsverhalten zu fördern.
  • Philipp Schober, Radlobby Wien
    „Die gesunde Schuljause durch den gesunden Schulweg ergänzen“

    Ein großer Schwerpunkt der Radlobby ist das Thema „Kinder am Fahrrad“. Der Wunsch vieler Kinder in Wien mit dem Rad zur Schule zu fahren ist da, allerdings erlaubt es die unzureichende Radinfrastruktur meist nicht, sicher dorthin zu kommen.
    Gleichzeitig nehmen die sogenannten Elterntaxis zu, mittlerweile wird jedes 5. Kind österreichweit zur Schule chauffiert.

    Die Radlobby hat eine Reihe von Forderungen aufgestellt, damit Kindern die Möglichkeit geboten wird, um eine Radfahrkompetenz zu erwerben. Dazu gehört etwa, dass es Platz braucht, um Radfahren lernen zu können. Auch eine Aufnahme der Radfahrprüfung in den Lehrplan, nachhaltige Verkehrssicherheitsmaßnahmen wie autofreie Schulvorplätze oder weitere Radspielplätze für Wien sind Vorschläge der Radlobby.
  • Andrea Blacher, Bicibus Brioschiweg
    „In der Kinderheit wird die Weichenstellung für das künftige Mobilitätsverhalten geschaffen.“

    Andrea Blacher, die Initiatorin des zweiten Floridsdorfer Bicibus zeigte ein Video von der Fahrt des ersten Floridsdorfer Bicibus vom Satzingerweg zur Franklinstraße. Dabei begleiten Erwachsene die Schulkinder mit dem Fahrrad und sorgen dafür, dass sie sicher und munter in die Schule kommen.

    Das führt nicht nur dazu, dass Kinder eine Kompetenz für das Fahrradfahren erlernen, sondern es macht auch Spaß und führt dazu, dass Kinder durch die Bewegung ausgeglichener sind und sich in der Schule besser konzentrieren können.

    Das Modell des Bicibus etabliert sich in der Regel dort, wo es für Kinder allein nicht sicher genug ist zum Radeln und es daher eine Begleitung von Erwachsenen braucht.
  • Ines Ingerle, Schulterblick – Die Radfahrschule
    Wir Menschen haben alle die gleichen Bedürfnisse, unterschiedlich sind lediglich die Strategien, die wir zum Erfüllen dieser Bedürfnisse wählen. Bei den einen ist es beispielsweise das Fahrrad, bei den anderen das Auto.“

    Die Radfahrschule „Schulterblick“ hat das Miteinander im Verkehr als Prinzip. Ziel ist es, den Kindern ein Bewusstsein mitzugeben, wie es im Verkehr gut funktionieren kann.

    Nicht nur Kinder, auch Erwachsene sind manchmal mit der Verkehrssituation überfordert, egal ob zu Fuß, mit dem Rad oder im Auto. Eine entspannte Grundhaltung und ausreichend Zeit für möglichst klare Kommunikation sind wesentliche Bestandteile, damit es gut funktioniert.

    Damit Kinder jene Kompetenzen erwerben, um sicher mit dem Rad unterwegs zu sein, braucht es viel Übungszeit im Verkehrsraum.