Beobachter:innen unerwünscht

Mit einer Straßensperre und der Androhung von Besitzstörungsklagen will man in Donaufeld künftig lieber unter sich bleiben. Das ist in zweifacher Hinsicht problematisch.

Ein Tor wurde An der Schanze im Bereich der Dückegasse errichtet. Nach Interventionen wurde die Sperre vom 15. Juli vorerst auf 8. August verlegt.
Und auch auf der anderen Seite wurde im Bereich der Bio-Brombeerplantage ein Tor angebracht.
Sogar ein Schild macht auf die streng geschützte Wechselkröte aufmerksam.

Für Unverständnis sorgen aktuell zwei Straßensperren mit Toren, die in der Straße „An der Schanze“ im Bereich der Dückegasse und im Bereich des Stadtgärtners mit der beliebten Bio-Brombeerplantage errichtet wurden. Nach unseren Informationen werden die Tore ab 8. August für alle Benutzer:innen der Straße geschlossen. Laut Anrainer:innen wird seitens der Wohnbauträger, die in diesem Bereich Grundstücke besitzen, bereits mit Anzeigen auf Besitzstörung gedroht.

Unsere Bezirksrätin Gerda Daniel ist bestürzt: „Damit gibt es aus dem 22. Bezirk kein Durchkommen mehr, um bei den ansässigen Bio-Gärtnereien einzukaufen. Weder mit dem Fahrrad, noch für Fußgänger:innen. Das ist extrem geschäftsschädigend für die beiden Betriebe Stadtgärtner und Bioschanze. Und das gerade jetzt zur Erntezeit!“

Unser Klubobmann Heinz Berger erklärt: „Es war für uns Grüne immer wichtig, die landwirtschaftliche Nutzung, die hier im Donaufeld Tradition hat, in Einklang mit der Stadterweiterung zu bringen. Das wäre auch möglich gewesen und hätte ein toller Stadtteil werden können!“ Leider hat ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe ihre Liegenschaften bereits vor der Umwidmung des Areals an Wohnbaugenossenschaften verkauft, wodurch dieses Ziel nicht mehr erreicht werden konnte. Wir Grüne haben mit der Widmung 2017 dafür gesorgt, dass die beiden verbliebenen Gärtnereien nicht in dem als Bauland gewidmeten Teil liegen, sondern zum überwiegenden Teil im 14ha großen Grünzug bzw. im noch nicht gewidmeten Bereich.

„Umso mehr gilt es, die beiden verbliebenen Bio-Gärtnereien in jeglicher Hinsicht zu unterstützen!“, meint Heinz Berger und hält fest: „Es hat den Anschein, als will man die letzten beiden Gärtnereien auch noch hinausdrängen, indem man die Wege für die Kundschaft absperrt. Eine derartige Methode ist absolut inakzeptabel und einer Sozialdemokratie unwürdig!“ Wir Floridsdorfer Grüne fordern daher, dass eine Durchwegung zu den Gärtnereien von der Dückegasse aus auch während der Bautätigkeit unbedingt erhalten bleiben muss.

Ein zweites Problem ergibt sich durch die Sperre auch für die hier aktiven Naturschützer:innen. Unter mehreren Tierarten, die derzeit im Donaufeld beheimatet sind, richtet sich ihr Augenmerk vor allem auf die stark gefährdete und deshalb streng geschützte Wechselkröte sowie auf den streng geschützten Neuntöter.

„Leider haben aktuelle Vorfälle gezeigt, dass man sich auf die Kontrolle durch die stadteigenen Umweltbehörden nicht unbedingt verlassen kann. Zu enge Verflechtungen der Behörden der Stadt Wien mit den Wohnbauträgern, wie aus einem aktuellen Urteil des Landesverwaltungsgerichts Wien hervorgeht, machen eine Kontrolle durch unabhängige Tier- und Naturschutzorganisationen und aus der Zivilgesellschaft absolut notwendig. Zum Glück gibt es hier im Donaufeld eine derartige Initiative!“, betont Klubobmann Heinz Berger.

In den sozialen Medien wird jetzt sogar gemunkelt, dass man seitens der Bauträger die Kontrolle aus der Zivilgesellschaft mit allen Mitteln verhindern möchte, und daher diese Sperre mit dem Betretungsverbot errichtet hat. Damit wäre die Wiener Stadtregierung mit ihren Magistratsabteilungen und die Wohnbauträger wieder ganz unter sich.

„Falls das wirklich die Ursache sein sollte, dann wäre das lächerlich. Eine Bürger:innen-Initiative, die über 12.600 Unterschriften aus der Region hinter sich weiß, lässt sich beim Tier- und Naturschutz von einer Straßensperre sicher nicht aufhalten!“, sind Gerda Daniel und Heinz Berger überzeugt.