Von der Bewegung zur Partei
Ein kurzer Abriss aus der Geschichte der Grünen Bewegung bis zur Parteiwerdung.

Wann alles begonnen hat, weiß ich nicht mehr, ich war ja selbst noch ein Kind. Jedenfalls war die Anti-AKW-Bewegung ein wesentlicher Motor, der die Volksabstimmung 1978 zum AKW Zwentendorf genutzt hat. Und das Ergebnis von 50,5 zu 49,5 Prozent war ja auch ein denkwürdiges Ergebnis.
Es war klar, dass es mit Rot-Schwarz-Blau nicht mehr ausreichend Parteien gab, die Wähler:innen wollten etwas Neues. Eine Bewegung aus Umweltschutz (der saure Regen war in den 1970er und 80er Jahren ein großes Thema; Anti-AKW; Anfang 1980er dann auch das Ozonloch, usw.) und Friedensinitiativen (1982 europaweite Demonstrationen zum Nato-Doppelbeschluss; Abrüstungsgespräche u.a. auch in Wien, wo 1979 der SALT-II Vertrag endlich abgeschlossen wurde) hat dazu geführt, dass sich neue Parteien bildeten.

In Österreich waren das die Alternative Liste Österreich (ALÖ), die aus der linken (tw. kommunistischen) Ecke kam, und die Vereinten Grünen Österreichs (VGÖ), die aus dem bürgerlichen Lager kam. Durch eine getrennte Kandidatur bei der NR-Wahl 1983 und mit völlig unterschiedlichen Spitzenkandidat:innen auf den verschiedenen Ebenen scheiterten beide Parteien an der 4%-Hürde (VGÖ 2%, ALÖ 1,4%). Das NR-Wahlsystem war allerdings ein ganz anderes als heute.
1986 traten dann die meisten unter dem Namen „Die Grüne Alternative – Liste Freda Meissner-Blau (GRÜNE)“ an und schafften mit 4,82% den Einzug in den Nationalrat. Freda Meissner-Blau war auch auf allen Ebenen die Spitzenkandidatin. Natürlich gab es noch Splittergruppen wie „Die Grünalternativen – Demokratische Liste (GAL)“ mit 0,12% oder die „Kärntner Grüne – VGÖ – VÖGA – Unabhängige Gemeinderäte (ohne Kurzbezeichnung)“ mit 0,02%.
In Wien kandidierte die ALW 1983 (zeitgleich mit der NR-Wahl) zum ersten Mal für den Gemeinderat und scheiterte mit 2,5% an der nach wie vor geltenden 5%-Hürde. In den inneren Bezirken (1-9) konnten einzelne Mandate in den Bezirksvertretungen erreicht werden. 1987 trat die ALW nicht mehr zur Wahl an, da sie in der „Grünen Alternative (GRÜNE)“ aufgegangen war, die immerhin 4,4% erzielte. Die VGÖ kamen hingegen nur auf 0,84%. In den Bezirken schafften 1987 alle 23 Gruppen den Einzug als GRÜNE, da es dort keine Prozent-Hürde gibt. Für Floridsdorf waren damals Flora Neuberger und Gerhard Jordan die ersten Grünen Bezirksrät:innen. Erst 1991 kamen die Grünen dann auch in den Gemeinderat, der Rest ist Geschichte.