das Parkpickerl kommt – und weiter?
Das Parkpickerl in Floridsdorf kommt ab 1. März 2022. Damit wird unserer langjährigen Forderung nach einer Parkraumbewirtschaftung endlich nachgegangen.

Es dauerte lang, bis das Pickerl über die Donau gekommen ist. Die Parkraumbewirtschaftung wurde erstmals 1993 im 1. Bezirk eingeführt und brauchte 29 Jahre, bis sie sich durch alle Innenstadt- und ein paar Außenbezirke gekämpft hat, um auch bei uns zu landen.
In dieser Zeit wurde Floridsdorf zum Pendler:innenparkplatz Wiens. Dies wurde aktiv gefördert, indem die Mehrheit der Floridsdorfer Parteien eine frühere Einführung des Parkpickerls vehement verhindert hat.
Da langsam der dominoähnliche Effekt des Parkpickerls auch nach Floridsdorf kam, änderte die SPÖ ihre Meinung, wodurch es endlich eine Mehrheit für das Parkpickerl gab.
ENDLICH MEHR PLATZ!
Trotz der unendlichen Geschichte sind wir froh, dass Floridsdorf eine Kurzparkzone wird. Die Parkraumbewirtschaftung löst in manchen Grätzln einen hohen Parkplatzdruck und öffentliche Flächen lassen sich für soziale und klimafreundliche Maßnahmen umgestalten. Hierzu werden wir weiterhin Anträge stellen, damit Floridsdorf ein klimafitter und familienfreundlicher Bezirk wird und endlich diejenigen ausreichend Platz bekommen, die umweltfreundlich mobil sind.
ALTE LÖSUNG, NEUE PROBLEME?
Leider wurde bei der Einführung das alte System der Parkraumbewirtschaftung beibehalten, anstatt sich am Grünen Modell zu orientieren. Das bedeutet, dass man nur ein Pickerl für den gesamten Bezirk benötigt. Man wird die öffentlichen Stellplätze von Pendler:innen frei bekommen, doch werden sich diese schnell mit den heumischen KFZ-Bestand füllen. Da das Parkpickerl nur 120 €/Jahr, also 10 € pro Monat kostet und man damit legal 12 m² öffentlichen Grund beansprucht, werden sich viele Autobesitzer:innen überlegen, ob sie ihre meist fünf- bis zehnmal so teure Garage auflassen und ihr Fahrzeug auf öffentlichen Boden abstellen werden.
Durch die Vereinheitlichung der Kurzparkzonen in Floridsdorf enden auch die bestehenden Kurzparkzonen im Bezirkszentrum und an den S-Bahn-Haltestellen. Das wird dazu führen, dass Floridsdorfer:innen aus den entlegeneren Bezirksteilen zu den Öffi-Knotenpunkten mit dem Auto pendeln und dort ihr Ausnahmebescheid von der Kurzparkzone in Anspruch nehmen und damit die Umgebung zuparken. Ein anschauliches Beispiel ist die Nordrandsiedlung, die an die U- und S-Bahn-Station Leopoldau grenzt: Es werden Binnenpendler:innen aus Stammersdorf, Jedlersdorf und dazwischen mit ihrem Auto zum Bahnhof fahren, es in den kleinen Gassen dort abstellen und mit den Öffis in die Stadt fahren. Um den vorzubeugen benötigt man in manchen Gebieten Floridsdorf Anrainer:innenparken.
Weiters werden die nun frei gewordenen Garagenplätze von Pendler:innen von außerhalb Wiens besetzt, um noch mit ihrem Auto nach Wien zu kommen und danach mit einer günstigen Jahreskarte für den Öffis in Wien zu ihren Arbeitsstellen zu gelangen. Dies wird die kuriose Situation ergeben, dass die bereits bestehenden Parkplatz-Hotspots ausgelastet sein werden und der Auto-Verkehr durch Binnen- und Von-Außenpendler:innen nicht abnehmen oder in derzeit verkehrsarme Gebiete zunehmen wird.

ALLES FÜR DIE KATZ?
Im brandneuen Klimafahrplan der rot-pinken Stadt-Regierung steht jetzt das Parkpickerl-Zonenmodell. Dieses war eigentlich schon 2020 fertig, die SPÖ wollte es aber vor der Wahl nicht einführen. ALLE
Stadt-Parteien, außer der FPÖ, waren an Bord. Es gibt sogar gemeinsame Fotos von der letzten Verhandlungsrunde im Rathaus. Nach der Gemeinderatswahl 2020 durfte nichts mehr umgesetzt werden, was im Grünen Ressort ausgearbeitet wurde. Also verschwand das Modell mal in der Schublade, um jetzt plötzlich wieder im Klimafahrplan aufzutauchen. Völlig verrückt: Man führt jetzt am 1. März das Parkpickerl „alt“ in den noch fehlenden vier Bezirken ein, um dann wieder auf ein anderes Modell umzusteigen?
UMSTIEG AUF ÖFFIS?
Derzeit gibt es keine Ankündigungen seitens der Verkehrsstadträtin, dass durch die Einführung des Parkpickerls die öffentlichen Verkehrsmittel verstärkt geführt werden, obwohl diese spätestens ab dem 1. März dringend benötigt werden, vor allem in grenzüberschreitenden Verkehr.
Eine Buslinie in Floridsdorf wird in kürzester Zeit nach der Einführung an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen: Die Linie 501. Sie fährt am Senderparkplatz, dem einzigen pickerlfreien Grund in Floridsdorf, vorbei. Dies wird sich sicherlich in Niederösterreich herumsprechen und der Parkplatz und die Senderstraße werden mit Pendler:innen zugeparkt werden.
FAZIT
Es ist sehr gut, dass die Parkraumbewirtschaftung in Floridsdorf eingeführt wird, aber man hätte gleich das neue Zonenmodell einführen können. Die einmalige Gelegenheit der Neuordnung des öffentlichen Platzes werden wir voranschreiten und laufend in die BV-Sitzungen und Kommissionen tragen!