Gerti Zupanich: Aktivist*in
gerti.zupanich@gruene.atWeitere Artikel
Heuer gab es in Österreich bisher bereits 19 Frauenmorde. Von den Medien werden diese Gewaltverbrechen gerne als „Beziehungsdrama“ oder „Beziehungstragödie“ bezeichnet und damit wird das tatsächliche Problem verharmlost. Diese Bezeichnung impliziert nämlich, dass es sich um tragische Einzelschicksale handelt und nicht insbesondere um ein strukturelles (Macht-)Problem in einer patriarchal geprägten Gesellschaft. Wenn jede fünfte Frau bereits häusliche Gewalt erlebt hat liegen die Ursachen offensichtlich tiefer und stellen keine Momentaufnahme einer spezifischen Mann-Frau-Situation dar. Besonders alarmierend ist dabei, dass Männer, die Gewalt psychisch und/oder physisch ausüben, meist aus dem Familienverband oder dem näheren Beziehungsumfeld kommen. Somit erweisen sich das eigene Zuhause, der Freundeskreis, das private Umfeld als der gefährlichste Ort für Frauen statt ihnen Sicherheit zu bieten.
Warum trennen sich Frauen nicht einfach von ihren Gewalttätern? Sind sie mit dieser Situation einverstanden? Es gibt viele Gründe warum Trennungen nicht oder oft viel zu spät passieren: Frauen wollen den Kindern den Vater erhalten; haben Angst, die Kinder bei einer Trennung zu verlieren; wollen nicht Schuld sein, wenn die Familie auseinander gerissen wird; sind in wirtschaftliche Abhängigkeit; dem gesellschaftlichen oder dem Druck durch eine Religion ausgesetzt; hegen die (falsche) Hoffnung, dass der Mann sich ändert und seine Gewaltausbrüche beendet. Durch die lange Zeit an Demütigungen ist ihr Selbstwertgefühl zu gering, um etwas zu verändern.
Jede/Jeder von uns kann dazu beitragen. Wir dürfen nicht weghören oder wegschauen, wenn uns eine Gewaltsituation auffällt; negieren ist fast gleichbedeutend mit Mittäter*innenschaft.
Auch gesellschaftspolitische Maßnahmen sind erforderlich:
Bleiben wir dran und schauen nicht weg!