Bodenschutz und Stadtlandwirtschaft


Unser Boden ist ein wertvolles Gut. Landwirtschaftlich genutzt dient er der Lebensmittelproduktion und der Wasseraufnahme, als CO2-Speicher dem Klimaschutz und biologisch bewirtschaftet der Biodiversität.

Bezirksrätin Gerda Daniel be der Podiumsdiskussion am 6. Oktober 2022 mit Landschaftsökologin Martina Nagl und Viktor Schwabl (Universität für Bodenkultur)
Noch gibt es in Floridsdorf landwirtschaftliche Felder, so wie etwa hier in Stammersdorf. Vielen Floridsdorfer:innen ist der Erhalt unserer Landwirtschaft ein großes Anliegen.
Bodenschutz und Stadtlandwirtschaft stoßen in Transdanubien auf großes Interesse. Der Saal bei unserer Veranstaltung war voll und die Diskussion lebhaft.
Unsere Gemeinderätin Sequenz nimmt die Anregungen aus Transdanubien als politische Auftrag ins Rathaus mit.

Am Donnerstag 6. Oktober haben wir Floridsdorfer und Donaustädter Grüne gemeinsam zum Gesprächsforum „Bodenschutz und Stadtlandwirtschaft“ geladen. Die beiden Referent*innen und über 30 hoch interessierte und diskussionsfreudige Teilnehmer*innen trugen zu diesem inhaltlich und atmosphärisch sehr gelungenen Abend bei.

Podiumsdiskussion mit Martina Nagl und Viktor Schwabl

Martina Nagl, Vorstandsmitglied des Europäischen Bodenbündnis, betonte, dass Boden die Lebensgrundlage für alles ist und dass es meistens die besten Böden sind, die wir durch Versiegelung verlieren. Sie plädiert stark dafür, nur mehr „brown fields“, also bereits verbrauchte/versiegelte Böden, zu verbauen und die noch bestehenden „green fields“ besonders zu schützen. Das Thema und Bewusstsein dafür sind in den letzten Jahren in der Gesellschaft stärker angekommen. Das Bewusstsein bei vielen politischen Verantwortlichen ist jedoch noch ausbaufähig.

Viktor Schwabl, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität für Bodenkultur, beschäftigt sich in seiner Dissertation mit landwirtschaftlichen Nutzflächen in der urbanen Raumplanung.

Der Selbsversorgungsgrad in Wien sinkt

In Zeiten des Klimawandels aber auch in/nach der Pandemie sind Schutzmaßnahmen für den Boden und insbesondere für fruchtbare Ackerböden gefragt – in Wien ist das bester Donauschwemmlandboden. Auch der Aspekt der Ernährungssouveränität darf nicht vernachlässigt werden: Wien kann sich nur zu 8% mit Lebensmitteln selbst versorgen, bei sinkender Tendenz. Nur bei Gemüse liegt der Selbstversorgungsgrad in Wien bei über 30%.

Daher sollte in der Raumplanung ein Konsens geschaffen werden, dass jedenfalls fruchtbare Böden nicht mehr verbaut werden. Insbesondere in der urbanen Raumplanung muss in Zukunft die Qualität des Bodens als Kriterium für die (Nicht-)Verbauung einfließen. Die Wertigkeit der Böden muss vom Wert des Geldes entkoppelt werden. „Bodenschutz und Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen dürfen jedenfalls nicht gegen Wiens Wohnbedarf ausgespielt werden“, betont Viktor Schwabl.

An welchen Hebeln in der (urbanen) Raumplanung kann nun angesetzt werden?

Ein Mix an Maßnahmen zum Bodenschutz als Anregung

Es braucht jedenfalls einen Mix, so der Tenor der Referent*innen und der Teilnehmenden:

  • Leerstände erheben: dieser wird meist unterschätzt
  • Brown field development: versiegelte Fläche wie z.B. ebenerdige Gewerbeflächen und Parkplätze für Schaffung von Wohnraum heranziehen; gemäß einer Erhebung der Grünen vor einigen Jahren gibt es z.B. in Floridsdorf 130ha solcher bereits versiegelter Flächen, die überbaut werden könnten.
  • keine Umwidmung von (hoch fruchtbaren) Ackerflächen mehr
  • Erhaltung und Unterstützung von kleinen ökologischen Betreiben durch die öffentliche Hand
  • Schaffung eines Grunderwerbsfonds in Wien
  • Grünes Grundverkehrsgesetz in Wien: Ackerflächen müssten dann vorrangig den Landwirt*innen angeboten werden – das würde der Bau- und Wohnungsspekulation entgegen wirken.
  • Spekulation vorbeugen durch Planungswertausgleich wie z.B. in der Schweiz

die Politik ist gefordert zu handeln

Die politischen Verantwortlichen auf Bundesebene und auf Landesebene – hier insbesondere die SPÖ – sind gefragt, aber auch wir auf Bezirksebene.

Wir Floridsdorfer Grüne bleiben an diesem Thema dran – das Bewusstsein für Bodenschutz und die Bedeutung der Stadtlandwirtschaft muss in die Breite getragen werden, sowohl auf politischer als auch auf zivilgesellschaftlicher Ebene. Die diskutierten Handlungsoptionen und Ideen werden in unsere weitere Arbeit einfließen.

Danke an alle Anwesenden für die konstruktiven Inputs!

Fakten zum Bodenbündnis
Das Bodenbündnis www.bodenbuendnis.or.at als Zusammenschluss von europäischen Städten und Gemeinden hat sich einen respektvollen und nachhaltigen Umgang mit der Ressource Boden sowie eine sozial gerechte Landnutzung zum Ziel gesetzt.