Zuviel der Ehre – hinter die Straßennamen schauen!

Große Resonanz beim Kulturspaziergang der Floridsdorfer Grünen am 1. Juni

Allerlei Wissenswertes erfuhren die mehr als 20 Teilnehmer:innen des Kulturspaziergangs über die Persönlichkeiten, nach denen einige Straßen und ein Park in Floridsdorf im Edelsteinviertel zwischen Satzingerweg und Leopoldauerstraße benannt sind. Die Floridsdorfer Grünen wollen mit diesem Kulturspaziergang Bewusstsein für das Thema schaffen und einen Diskussionsprozess im Bezirk anregen.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine vierköpfige Historiker:nnenkommission ab 2011 in einer wissenschaftlichen Studie die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten untersucht, nach denen Wiener Straßen und Verkehrsflächen benannt sind. Dr. Peter Autengruber, Mitglied dieser Historiker:innen-Kommission und Autor des bekannten Buches „Das Lexikon der Wiener Straßennamen“ informierte beim Kulturspaziergang höchstpersönlich über Lebensgeschichten von Personen, die heute kritisch beurteilt werden. Dabei kamen nicht nur positive und negative Aspekte des Wirkens zutage, sondern die Gäste erfuhren auch, wie aufwendig derartige historische Recherchen sind bzw. wie unterschiedlich die Resonanz auf den Historiker:innen-Bericht in den einzelnen österreichischen Bezirken und Gemeinden war.

Die grüne Gemeinderätin Ursula Berner begleitete uns und wies darauf hin, dass das Thema sehr viele Emotionen hervorruft. Es ist jedenfalls unsere historische Verantwortung, die Fehler der Vergangenheit aufzuzeigen und uns der Diskussion zu stellen.

Uns Floridsdorfer Grünen ist ein offener Dialog bei diesem Thema ein besonderes Anliegen.

Zum Abschluss gab es im Gasthaus eine spannenden Diskussionsrunde, wie man mit Benennungen nach umstrittenen Personen umgehen kann. Gelebte Beispiele in Österreich zeigen, dass es vielfältige Möglichkeiten gibt, zu agieren und damit umzugehen: erklärende Zusatztafeln, künstlerische Interventionen im Stadtbild oder in bestimmten Fällen auch Umbenennungen. So wurde z.B. 2021 die nach einer aktiven Nationalsozialistin benannte Maria Grengg Gasse in Krems auf Empfehlung des Historiker:innenbeirats der Stadt in Margarete Schörlgasse umbenannt, um damit an eine Reformpädagogin zu erinnern.

https://www.erinnern.at/bundeslaender/niederoesterreich/artikel/umbenennung-der-maria-grengg-gasse-in-krems

Parks können generell leichter umbenannt werden, da keine Adressen davon betroffen sind. Dies zeigt das Beispiel des Wilhelm Neusser Parks im 4. Bezirk, der 2018 in Wanda Lanzer Park umbenannt wurde.

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Wanda-Lanzer-Park

Die Stadt Wien hat als Konsequenz des Historiker:innenberichts u.a. die Kriterien für zukünftige Verkehrsflächen-Benennungen überdacht.

https://www.wien.gv.at/kultur/strassennamen/strassennamenpruefung.html

Der Straßennamenbericht enthält auch zahlreiche kritischen Namen in Floridsdorf. Wir Floridsdorfer Grünen werden uns im Bezirk für erklärende Zusatztafeln mit ausführlichen Erläuterungen zu den kritischen Seiten und allfälligen Verdiensten aller umstrittenen Persönlichkeiten einsetzen. Im Fall von Parks plädieren wir für Umbenennungen, mit Hinweistafeln zu den Hintergründen.